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Paul Celan reiste 1968 auf seiner Israelreise auch nach Safed, wo er das Grab des jüdischen Mystikers Isaac Luria (1534-1572) aufsuchte, dessen spirituelles Weltbild den Dichter der "Todesfuge" tief faszinierte. Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien (1492) hatte Luria die Kabbala völlig neu gedeutet: Gott hat sich bereits zu Beginn der Schöpfung zurückgezogen (ZIMZUM) und auch seine wenigen verbliebenen Lichtstrahlen waren noch zu mächtig, so dass die ersten Seinsformen zerbrachen (SHEVIRAT). |
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Seitdem
schwirren Millionen von Scherben durch das Universum, an denen noch
die Restfunken des einstigen göttlichen Lichtes kleben. Diese können
wir jedoch überall - selbst im Allerkleinsten und Unscheinbarsten
- wahrnehmen. Sogar in einem Stein, einem Gewächs, in einer Wasserlache,
wie der von Celan verehrte Religionsphilosoph Martin Buber sagte. Die
Aufgabe des spirituellen Menschen besteht daraus, diese Funken wahrzunehmen
und einzusammeln. Auch der Dichter kann durch seine Sprachkunst hier
mithelfen, um einen Beitrag zur "Reparaturarbeit an der Welt"
(TIKKUN) zu leisten.
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Celan,
dessen Eltern im Holocaust ermordet worden waren, konnte an keinen allgütigen
und allmächtigen Gott mehr glauben. Aber die "versehrte Theologie"
der Lurianischen Kabbala inspirierte ihn zu neuen Metaphern und Sprachschöpfungen.
"Lyrik ist Mystik", sagte er einmal. Vielleicht meinte er
damit den magischen Vorgang des "Scherbeneinsammelns", wie
seine Freundin Nelly Sachs die Arbeit des Dichters in der beschädigten
Welt nannte: "Lichtgewinn,
meßbar, aus Distelähnlichem: einiges Rot, im Gespräch
mit einigem Gelb."
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Der
Film "Gottes zerstreute Funken" spürt Celans Interesse
an diesem spirituellen Weltbild an zentralen Orten und Landschaften
seiner Biographie nach: im
Deutschen Literaturarchiv Marbach, wo sein Nachlass verwahrt wird, in
Paris, wo er hauptsächlich lebte, und er folgt den Spuren von Celans
Reisen nach Israel, in die Bretagne und in den Schwarzwald, wo der Dichter
1967 den Philosophen Martin Heidegger traf.
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Sprecher:
Hans-Peter Bögel, Rüdiger Sünner
Mitarbeit: Christine Klie, Martin Spura Drehbuch, Kamera, Regie: Rüdiger Sünner Musik: Turmalin Eine Atalante-Filmproduktion 2017 Länge: 67 min., HD-Format, Farbe |
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